Rügen -Frühlingsauftakt an der Ostsee

Rügen -Frühlingsauftakt an der Ostsee

Eigentlich hatten wir uns für das Frühlingserwachen eine Reise in den „Nahen Osten“ gewünscht, Ägypten, Jordanien und Israel. Doch leider mussten wir diesen Urlaub wegen der Anschläge im Nordsinai absagen. So lautete das Alternativprogramm weiterhin „Naher Osten“, nur eben in Deutschland und zwar die Insel Rügen. Jetzt in der Vorsaison lässt die größte deutsche Insel wenig vom Trubel der Hochsaison erahnen. Das Licht ist wolkengefiltert, in der Luft liegt nur ein winziger Hauch von Frühlingsduft und die Natur versteckt sich noch unter nassem Grau. Was bleibt, ist die Boddenlandschaft mit kleinen idyllischen Häfen, die wildromantischen Steiluferküsten und die schicken Seebäder mit ihren schneeweisen Stränden.

Nationalpark Jasmund & Sassnitz
Für uns ging es hoch hinaus in den Norden der Insel, in den Hafenort Sassnitz. Wir residierten hoch über dem kleinem Hafen im alten Lotsenturm mit Blick auf die Mole und den Schiffsverkehr. Für „Spanner“ wie wir es sind, gern auch mit Fernglas, ein ausgewiesener Hotspot. So hatten wir den perfekten Ausblick auf die Hafenatmosphäre mit Fischerbooten und Fahrgastschiffen. Die Sassnitzer Altstadt ist eine Mischung aus aufwendig restaurierter Bäderarchitektur und vielen sanierungsbedürftigen Bauten. Hübsch sind die verschlungenen kleinen Gassen und Treppen die sich durch die Altstadt ziehen. Ansonsten gibt es hier, wie überall auf der Insel, viel Ostalgie-Momente mit „pittoresken“ Plattenbauten und grauem DDR-Charme.
Wer Rügen besucht, muss die Steilküste der Kreidefelsen gesehen haben. Eingehüllt in warme Decken, bei Sonnenschein ging es dann auch für uns auf den Ausflugs-Kutter. In gemächlichem Tempo schippert man entlang der Kreidekliffs, bis zum größten Kreidefelsen den Königsstuhl. Die Kreideformationen sind selbst im Frühjahr ein echter Hingucker: Sie leuchten im wechselnden Licht der Sonne in Rot, Gold und Weiß.
Natürlich kann man die Küste und den Nationalpark Jasmund auch auf andere Arten erobern. Wer wandern mag, nimmt den 12,6 km langen Hochuferweg von Sassnitz bis nach Lohme oder wagemutige laufen entlang des Wassers über Stock und Stein.
Zum Königsstuhl kann man auch mit dem Auto gelangen. Auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz in Hagen, wird der Wagen abgestellt und die 3 km bis zum Kreidefelsen geht es zu Fuß oder mit dem Pendelbus. Die wohl schönste Sicht auf den Königsstuhl selbst, hat man von der etwas südlicher gelegenen “Victoria-Sicht”.

Die Schaabe
Im Norden von Rügen gibt es noch ein weiteres MUST SEE, das Kap Arkona auf der Halbinsel Wittow. Verbunden werden die beiden Halbinseln Wittow und Jasmund durch die Schaabe. Eine Landzunge die auf der Meerseite pure zehn Kilometer Sandstrand bietet mit unglaublicher Dünenlandschaft und Kiefernwäldern. Im Rücken präsentiert sich die Schaabe mit Boddenlandschaft und Heideflächen. Hier gibt es einen 8 km langen Rad- und Wanderweg, zwischen Glowe und Juliusruh, ein Eldorado für Inline-Fans.

Kap Arkona, Putgarten & Vitt
Wenige Kilometer weiter findet sich dann Deutschlands Nordkap, das Kap Arkona. Bis 1990 konnte man dieses Gelände nicht betreten, da es militärisches Sperrgebiet war. Heute ist es jedoch ein wenig anders, aber ein bisschen Touri-Nepp im Urlaub kann man sich schon antun. Und das geht so. HALT hier Grenze! So ungefähr empfängt einen das Dörfchen Putgarten. Eine Durchfahrt ist nur für Anwohner erlaubt. Der Tourist muss seinen Wagen auf dem selbstverständlich gebührenpflichtigen Parkplatz zurücklassen. Von dort geht es per pedes oder mit der gebührenpflichtigen Tschu Tschu- Bummelbahn in Richtung Kap. Hinter dem Ortsausgang kommen die ältesten Leuchttürme der Ostseeküste in Sichtweite. Beide Türme können bestiegen werden. Ist natürlich auch kostenpflichtig, der Ausblick ist jedoch wunderschön. Daneben gibt es die Möglichkeit alte DDR-Bunker anzusehen, hier wird man ebenfalls zur Kasse gebeten. Der Weg zum tatsächlich nördlichsten Punkt Rügens Gellort ist nach den jüngsten Erdrutschen umgeleitet worden. Ebenfalls gesperrt ist die Treppe hinab zum steinigen Strand.Zurück geht es dann, ohne zusätzliches Entgelt nach Putgarten. Wer mag, macht einen Abstecher zum Bilderbuch Dorf Vitt. Der Gang durch den idyllischen Ort, der unter Denkmalschutz steht, ist derzeit kostenlos. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Aber am Schluss gilt nur, dagewesen zu sein ist alles! Rügen ohne das Kap gesehen zu haben? Nein, das geht gar nicht.

Die Seebäder
Ebenfalls ein MUSS sind die altehrwürdigen Seebäder Binz, Sellin, Baabe und Göhren. Binz ist wohl eines der bekanntesten und wird auch “Nizza des Ostens” genannt. Uns haben die Strandpromenaden mit ihren prächtigen Villen und hölzernen Balkonen gefallen. Die vielen Gebäude im Bäderstil sind wirklich toll restauriert und erinnern entfernt an das French Quarter in New Orleans. Von der langen Strandpromenade hat man einen guten Blick auf das mondän restaurierte Kurhaus und auf die 370 m lange Seebrücke. Im Sommer gibt es Konzerte unter freiem Himmel.
Eine der schönsten Seebrücken an der Ostsee findet sich in Sellin. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt und hat eine Länge von 394 m. 1971 wurde sie durch eine Sturmflut zerstört und zwischen 1992 und 1998 nach historischem Vorbild neu erbaut. Über die 78 Stufen, die Himmelsleiter, erreicht man die Seebrücke mit Brückenhaus. Bei guter Sicht kann man bis zur Halbinsel Jasmund blicken.
Den prächtigsten Kurpark der gesamten Insel findet man in Göhren. Das Ostseebad befindet sich im Biosphärenreservat Südost-Rügen. Viele Promis vergangener Zeiten, wie Gerhart Hauptmann, Lyonel Feininger, Zarah Leander und Caspar David Friedrich verbrachten hier ihre Sommerfrische.

KDF Seebad Prora
Da ich einen Begleiter neben mir habe, der eine merkwürdige Faszination für Weltkriegshinterlassenschaften besitzt, ging es natürlich auch ins KDF Seebad oder dem „Koloss von Prora“. Ehrlich gesagt – ich war ein wenig bestürzt über den 4,5 km langen Komplex, der 1936 gebaut wurde. Für mich ein Mahnmal des perversen Größenwahns der Nazis. Ziel war es Deutsche im staatlich gesteuerten „Kraft durch Freude“-Programm ideologisch aufzubauen und wehrtüchtig zu machen. Der Betonblock folgt der Krümmung der Bucht und die Häuser wurden ohne Keller direkt auf den Sand gebaut. Die Krümmung verhindert eine Sanddrift unter den Gebäuden. Egal wie man dazu steht, der riesige Bau entlang der Prorawiek ist gelebte Geschichte. Zu DDR Zeiten war es eine Kaserne der Nationalen Volksarmee mit Ausbildungsstätten und Trainingslagern. Heute stehen die Gebäude unter Denkmalschutz. Die ehemals 10.000 Zimmer, Gemeinschaftsräume und Sportstätten teilen sich zurzeit ein paar wenige Museen, Ateliers, Bars und Imbissbuden. Der große Lichtblick war bisher die Jugendherberge, die sich im Block V befindet. Mehr als 400 Betten in beinahe 100 Zimmern bietet das Haus und einen Zeltplatz für bis zu 1000 Camper. Vor kurzem entdecken auch Berliner Bauinvestoren die Nazi-Ruine. Im sogenannten „Aurum“ sollen Appartements und Luxuslofts entstehen. Ich frage mich wer hier wohnen will, in unmittelbarer Nachbarschaft unserer dunklen Vergangenheit.

Ralswiek und Seeräuberspektakel
Im Nordosten von Rügen, am südlichsten Punkt des Großen Jasmunder Boddens liegt der Ort Ralswiek. Er ist bekannt, da hier jedes Jahr die Störtebeker Festspiele aufgeführt werden. Über zwei Monate werden Theaterstücke präsentiert, die die Erlebnisse des Seeräubers zeigen. Mehr als 150 Menschen wirken mit und die Naturbühne bietet einen eindrucksvollen Rahmen für Aufführungen mit Pferden, Schiffen und Spezialeffekten.
In früheren Zeiten war Ralswiek im Besitz verschiedener Adelsfamilien und im späten 19. Jahrhundert ließ sich die Familie Douglas hier ein Schloss im französischen Renaissance-Stil errichten. Heute wird dieses Schloss, mit Landschaftspark als Hotel genutzt. Der Schlosspark hat viele botanische Besonderheiten zu bieten und es gibt einige seltene Baumarten zu sehen.

Der „wilde“ Westen

Rügens Westen ist touristisch weniger erschlossen, dass mag daran liegen, dass es hier statt langer Sandstrände nur schilfgesäumte Küste gibt. Dennoch profitiert die Region vom „verschlafenen“ Tourismus. Hier gibt es viele idyllischen Dörfchen, landschaftlich reizvollen Boddenlandschaften und verträumte Urlaubsorte. Die Boddengewässer sind ausgezeichnete Wassersportreviere, außerdem eignet sich die Region gut zum Wandern und Rad-Wandern. In der weiten Landschaft können viele Herren- und Gutshäuser besucht werden. Wer mag, macht eine Rundtour und überquert die schmale Meerenge den sogenannten Durchstich, zwischen dem Rügener Kernland und dem nördlichen Teil mit der “Wittower Fähre”.
Ebenfalls ein Tipp ist die Insel Ummanz. Seit 1901 verbindet eine kleine Brücke das Eiland mit der großen Schwesterinsel. An ihrer höchsten Stelle erhebt sie sich gerade einmal 6,2 Meter aus dem Meer. Leise und beschaulich geht es hier zu. Wer kommt sucht Ruhe und Abgeschiedenheit oder ist Surfer. An der Westseite der Insel gibt es ein hervorragendes Surfrevier. Im Herbst und Frühjahr fallen dann Scharen von Vogelbeobachtern in die Idylle ein. Sie wollen die tausenden von Kranichen und Gänsen beobachten.
Bei all dieser Beschaulichkeit haben wir am Ende jedoch einen leichten „Overkill“ an Ostalgie-Charme verspürt und wollten die Inselhauptstadt Bergen erleben.

Bergen auf Rügen
Wer in Bergen Metropolenflair erwartet liegt völlig verkehrt. Sehenswert ist in jedem Fall die Innenstadt mit ihren Bürgerhäusern im Fachwerkstil. Die „herausragende“ Sehenswürdigkeit ist die Marienkirche, ein typischer Backsteinbau im Stil des nordischen Barock. Ansonsten war es das dann auch schon. Wir haben ein paar schöne Geschäfte zum Bummeln vermisst. Aber nach Rügen kommt man ja auch nicht um die große weite Welt zu erleben.

Rügen, das ist mehr als nur Strand und Meer. Es existiert viel Schönes, aber auch etliche graue und an alte DDR-Zeiten erinnernde Ecken. Landschaftlich haben wir auf begrenztem Raum ein abwechslungsreiches Kaleidoskop von Mecklenburg-Vorpommern erlebt. Es gibt dichte Buchenwälder, Sandstrände, Steilküsten, Bodden mit Schilfgürteln, kleine Buchten und viel Naturidyll. Gerade im Frühjahr lohnt es die Insel ohne jede Hektik zu erleben und dafür gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten.

Rügen als Rad-und Wanderreise oder Wellnessreise
Viele haben keine Lust, ihre Reise selbst zu planen oder möchten ihren Urlaub aktiv gestalten. Wer die Insel als Wandereise erleben will, vielleicht sogar mit fachkundigen Natur- & Wanderführern, dem stehen Angebote von SKR Reisen- Rügen: Wandern zwischen Natur & Kultur oder die Standortwanderreise von Wikinger Reisen – Die Insel Rügen im Wechsel der Jahreszeiten zur Verfügung. DERTOUR bietet Rügen’s Schlösser-Wanderung an. Man übernachtet in Land- und Schlosshotels mit besonderem Ambiente.
Auch Radfahrer kommen auf ihre Kosten: DERTOUR hat die Sternradtour Insel Rügen im Programm.
Wer wie wir gerne segelt und mit dem Rad unterwegs ist, dem kann ich die Rundreise Rad und Segeln Rügen und Usedom empfehlen.
Es gibt auch Gesundheitswanderungen in Kombination mit Radtouren, diese heißt beispielsweise Entschleunigung mit Thalasso und Qi Gong – stressfrei an der Ostsee. Diese Reisen und noch eine Vielzahl anderer Ideen findet ihr perfekt vorgestellt auf der Seite: http://www.rundreisen-team.de

Das Portal hat auch ein Spezialisten-Team, das individuell berät. Einfach mal reinschauen, mir hat die Site gut gefallen, da man hier einen schönen Überblick über verschiedene Reisen erhält.

So, wie immer hoffe ich Euch ein wenig reiselustig gemacht zu haben. Wem der Blog gefallen hat, der kann uns gerne abonnieren (natürlich gratis), einfach oben links die E-Mail eintragen und schon kommen die aktuellen Welt-Sehen und Erleben News zu Euch. Auch über einen netten Kommentar würden wir uns sehr freuen.

Rügen im Web: http://www.ruegen-travel.de/blog/ & http://wirsindinsel.de/

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