Istanbul- Eine Stadt, zwei Kontinente, 1001 Gesicht

Istanbul- Eine Stadt, zwei Kontinente, 1001 Gesicht

Unser Entschluss nach Istanbul zu reisen war mehr als spontan, am Sonntag gebucht, am Montag geflogen. Schließlich wurde mein Schatz „Halbe Hundert“ und da wollten wir was erleben. Sofort nach unserer Ankunft spürten wir, welch unglaubliches Tempo Istanbul vorlegt, sie pulsiert 24 Stunden am Tag und erinnert sofort an das rasante New York. Sie pendelt nicht nur zwischen Europa und Asien, sondern auch zwischen Fortschritt und Tradition.

Der Bosporus Meerenge zwischen Europa und Asien

Für die Osmanen war sie ” Die Pforte der Glückseligkeit” und was mich betrifft, so ist sie es auch heute noch. Es scheint, als besteht die Metropole am Bosporus aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Mikrokosmen, jeder Kilometer eine neue Welt. Seit fast 3000 Jahren leben Menschen im Byzanz der Griechen, dem Konstantinopel der Römer und schließlich dem Istanbul der Osmanen.

Aksaray der Atatürk Bulvan bei Tag und Nacht

Untergebracht waren wir im Stadtteil Aksaray. Einst ein gutes Hotelviertel, heute ist es mit seinem großen Fährhafen Umschlagplatz zwischen Ost, Süd und West geworden. Neben Russenmärkten und Rotlichtkneipen gibt es den Atatürk Bulvan mit vielen Straßenrestaurants und einigen Damen, die den ganzen Tag „auf den Bus warten“ und zeitweise mit geneigten Herren verschwinden. Gleich vorweg, ich wurde zum Glück nicht angesprochen, sondern konnte ruhig meines Weges gehen. Obwohl ich auch „naturblond“ Marke Schwarzkopf Diadem bin. Sicher ist es auch der Tatsache zu verdanken, dass High Heels und hautenge Glitzerleggings nicht mein Ding sind. Unser Grant Hotel ANT einfach, sauber und spottbillig, war eine „Schöner Wohnen Oase“ und für Leute mit normalem Anspruch. In der ersten Nacht wurden dann die „halben Hundert“ gefeiert. Eigentlich wollte ich einen kleinen Kuchen importieren und diesen stilecht mit Kerzen dekorieren. Eigens dafür hatte ich 13 Kerzen erstanden, die den Schriftzug Happy Birthday darstellten. Doch leider habe ich den Kuchen vergessen (auch ich werde bald 50). So habe ich kurzerhand etwas mit dem „Trocken Obst“ vom Flug improvisiert. Erst im Nachhinein habe ich gedacht, dass hätte auch falsch verstanden werden können… Schließlich ist mein Schatz keine vertrocknete Pflaume. Sondern knackige 50. Aber ich war zu sehr damit beschäftigt, die Kerzen in Schach zu halten und kein Hotelbrand-Inferno mit ihnen auszulösen. Romantisch war es dann ohnehin.

Am nächsten Tag ging es dann los mit dem 50-Jahre jungen Jubilar, Istanbul entdecken. Es schien uns eine gute Idee zu sein, als erstes zur Galatabrücke zu fahren.

Die Galatabrücke (türkisch Galata Köprüsü)

Sie überspannt das „Goldene Horn“ und verbindet den alten Teil der Stadt und den neueren Karaköy. Diese Brücke ist irgendetwas zwischen Aussichtboulevard, Verkehrsader und Basar. Und das alles auf zwei Stockwerken, oben stehen die Angler, Händler, Geldwechsler und die Schaulustigen, -unten entspannt man in Kaffees und Restaurants. Für uns, ist sie mit ihren 500m eine der schönsten Logenplätze Istanbuls.

Misir Çarsisi der Ägyptischen Basar

Natürlich wollte ich auch gleich ein wenig 1001 Nacht –Feeling erleben. Irgendwie ist man ja auch ein wenig Haremsprinzessin und Sultan… Wo kann man dies besser als im Misir Çarsisi, dem Ägyptischen Basars? Er liegt nur wenige Schritte entfernt und wer mag, gönnt sich auf dem Weg dorthin noch eine Balik Ekmek. Eines dieser berühmten Fischbrötchen (Makrelen-Döner), die man bei den schwimmenden Schiff-Imbissbuden erstehen kann. Der Basar ist eine Art orientalisches Erlebnislabyrinth. In den L-förmigen Lagerhallen  glitzert, duftet und blinkt es an jeder Ecke. Hier bieten Händler offene Gewürze, Duftwässerchen, Hülsenfrüchte, Trockenobst und arabische Spezialitäten an. Draußen gibt es Elektrogeräte, Haushaltsgegenstände, Pflanzensamen, Pflanzenerde und lebende Tiere zu kaufen. Ertönt dann noch der Ruf des Muezzins, was er ja fünfmal am Tag macht, ist das Orientgefühl perfekt. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man durch die engen Gassen zum Altstadtbezirks Sultanahmet schlendert. Hier, im Kern der Altstadt, befinden sich die berühmtesten Bauwerke der Stadt der Topkapi-Palast, die Hagia Sophia und die Blaue Moschee.

Hagia Sophia mit dem Hauptschiff (Naos)

Wir entschieden uns als erstes die Hagia Sophia, dass einstmalige 8. Weltwunder zu erobern. Der riesige Kuppelbau stammt aus dem Jahre 537, viele Jahrhunderte lang war sie die größte christliche Kirche überhaupt. Nachdem die Türken 1453 das damalige Konstantinopel erobert hatten, wurde aus ihr kurzerhand eine muslimische Moschee. Heute ist sie ein Museum und ein Umbau ist bis auf weiteres ausgeschlossen. Im Hauptschiff (Naos) stand mir ungelogen der Mund offen. Es scheint, als leuchtet es von innen heraus. Dies mag an den vielen Gold-und Silberbeschichtungen liegen, den Mosaiken, den riesigen Kronleuchtern und an dem Fensterkranz – der unglaubliche Lichtreflektionen hervorruft. Am auffälligsten sind aber die riesigen Holzschilder, die als Kalligrafien die acht heiligsten Namen des Islam tragen. Im Osten gibt’s es die opulente Sultansloge und ohne Neid muss man gestehen: „Schick hatten es die damaligen Herrscher beim Kirchgang.“

Nach so viel Lauferei taten uns reichlich die Füße weh, aber ich wollte unbedingt noch hinab in die Unterwelt. Ich habe ja den Hang dazu, die Städte an einem Tag zu entdecken (ich arbeite daran…). Doch die Yerebatan-Zisterne gegenüber der Hagia Sophia war noch drin! Dieser „Versunkene Palast“ diente einst der Wasserversorgung. Der Einstieg erfolgt über einen unscheinbaren weiß-roten Kiosk. Nur wenige Meter später, eröffnet sich eine surreale Welt in Form eines Säulenwaldes, mit sanftem orangefarbenem Licht. Auch James Bond war schon hier, der Film Liebesgrüße aus Moskau wurde in der Zisterne gedreht. In der Südwest-Ecke gibt es zwei Medusaköpfe die Kopfstand machen. Für alle die einen Wunsch benötigen, gibt es einen Wunschbrunnen, der mit Münzen gefüttert wird. Apropos Futter,- im Wasser schwimmen recht viele Karpfen, richtige Kawenzmänner. Die lauern unter der Wasseroberfläche und warten darauf gefüttert zu werden. Scheinbar wird außer Geld auch Brot im Wasser versenkt, sonst wären die nicht so fett und groß.

Eingang zum Topkapi-Palast

Am nächsten Tag wollte ich noch mehr, des osmanischen Reiches erleben und wo wird dieses  lebendiger als im Topkapi-Palast, der einstigen Residenz der türkischen Sultane. Nirgendwo sonst gibt es mehr Prunk zu sehen als in dem Palastkomplex, mit seinen verschachtelten Höfen, dem Harem, den Schatzkammern, prachtvoll ausgestatteten Räumen, Gärten und Innenhöfen. Ich kann mir vorstellen, dass selbst heutige russische Oligarchen etwas ehrfürchtig sind, vor diesem unermesslichen Reichtum. Die Vielfalt an Silber, Kristall, Schmuck, Stickereien, Wand- und Armbanduhren sowie den heiligen Reliquien ist beeindruckend. Ein Stück schöner als das Andere, wo sonst kann ein 85-karätige Diamant aus der Nähe bewundert werden? Für den Besuch braucht man mindestens einen halben Tag.

Gülhane-Park und Ausblick auf Asien

Erholt von dem ganzen Prunk und Protz haben wir uns im „Gülhane-Park“, er liegt gleich unterhalb des Topkapi-Palast. Entspannt sind wir unter den  großen, alten Platanen zum Teehaus am Ende des Parks gebummelt. Bei einem Tee aus dem Samowar und herrlichen 18 Grad Sonne, gibt es einen wundervollen Blick auf den Bosporus. Ideal um die Seele baumeln zu lassen.

Innenhof und Außenansicht der Sultanahmet-Moschee

Ich wollte an diesem Tag aber die „volle Packung Orient“, deshalb stand noch die  Sultanahmet-Moschee (Blaue Moschee) auf unserm Plan. Mit ihren sechs Minaretten prägt sie das Gesicht der Altstadt. Der Einlass ist verständlicherweise nur außerhalb der Gebetszeiten möglich und man muss sich entsprechend kleiden, Frauen benötigen eine Kopfbedeckung. Die Schuhe landen in der Plastiktüte und Strümpfe sind ebenfalls Pflicht. Der Eingang befindet sich im hinteren Teil des imposanten Gebäudes. Betritt man den Innenraum, bietet sich ein unvergesslicher Eindruck. Die ca. 20.000 blauen Kacheln verzieren mit fein geschwungene Kalligrafie und Ornamentik, die Nischen, Fenster sowie der hohe Kuppelraum und lassen die Moschee in einem blauen sanften Ton leuchten. Besucher werden von den Gläubigen durch einen niedrigen Holzzaun abgetrennt, um sie beim Gebet nicht zu stören. Da ich eine empfindliche Nase habe und die „ungläubigen  Besucher“ sich die Füße nicht vor dem Besuch waschen, musste ich die Moschee leider doch etwas schneller verlassen. Interessant fand ich jedoch, dass es bei der Erbauung richtig Stress wegen der sechs Minarette gegeben haben muss. Denn eigentlich darf nur die heilige Moschee in Mekka sechs Minarette haben. Der Grund war jedoch kein Größenwahn (wie sympathisch). Der Sultan wollte vier goldene Minarette haben, die waren jedoch zu teuer, so baute der Architekt sechs steinerne. Der Sultan war ziemlich stinkig darüber, doch der Architekt nicht doof, stellte es als eine Wortverwechslung dar. Schließlich klingen „Altin“ (Gold) und Alti (Sechs) doch fast gleich.

Wir sind nach unserem Besuch durch den pittoresken Teil Sultanahmet hinunter zum Meer gelaufen. Hier findet man in steilen kopfsteingepflasterten Gassen die hübschen   restaurierten Holzhäuser. Das ist keine Schweden-Anbiederei, sondern der Tatsache schuldig, dass noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, Istanbul eine Stadt aus Holzgebäuden war. Heute befinden sich in den charmanten Häusern eine Vielzahl an Boutique-Hotels. Den Tag ließen wir am kleinen Hafen von Kumkapi ausklingen, nahe dem Fischmarkt. Hier gibt es wirklich noch tagesfrischen Fisch und eine entspannte Atmosphäre.Unser Fazit nach den ersten Tagen: Istanbul ist ein facettenreich, nie eindeutig, kosmopolitisch, archaisch, voller charmanter Klischees aus 1001 Nacht. In dieser Stadt gibt es so viele verschiedenen Welten, wie in kaum einer anderen Metropole. Diese warten natürlich darauf entdeckt zu werden.

Im zweiten Teil, gibt es mehr Istanbul.- Alles über die Neustadt mit ihren Jugendstilfassaden, Beyoglu wo man feiert bis in die Morgenstunden, die zeitgenössische Kunstszene, das asiatische Istanbul, orientalisches Flair im Grand Market, dem Dolmabahçe-Palast und natürlich einen Ausflug zu den Prinzeninseln.

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