Madrid – Reise ins spanische Herz
Wer Madrid wie wir im Februar besucht, der sollte sich warm anziehen. Von der brütenden Hitze wie im Juli und August ist jetzt nichts zu spüren. Trotzdem haben wir die spanische Hauptstadt als unterkühlte Schönheit ins Herz geschlossen. Wir können verstehen, dass es hier heißt: „De Madrid al cielo“ – Von Madrid direkt in den Himmel. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass sie auf 650m Höhe liegt. Auf jeden Fall erwartet sie ihre Besucher an jeder Ecke mit einer neuen Überraschung, ist dabei urban und dörflich zugleich und voller Lebenslust.
Puerta del Sol
Madrid besuchen ohne den Platz Puerta del Sol gesehen zu haben, geht gar nicht. So war er auch unser erster Anlaufpunkt. Hier findet sich die Mitte Spaniens, mit im Pflaster eingelassenen Kilometer null.
Alle spanischen Straßenkilometer werden von hier aus gezählt. Außerdem gibt es das Sonnentor der alten Stadtmauer zu sehen, das Reiterstandbild des Königs Karl III. und das Wahrzeichen Madrids den Erdbeerbaum mit dem Bär. Hier tobt das Leben und als „braver Tourist“ sollte man unbedingt Handtasche und Portemonnaie festhalten.
Plaza Mayor
Nur wenige Minuten entfernt liegt unser privater Lieblingsplatz die Plaza Mayor. Meine Reisebegleitung behauptet, ich kenne den Ort aus vergangenen Zeiten, denn früher wurden hier Hexen auf den Scheiterhaufen verbrannt und es gab Stierkämpfe. Naja, mein Seelenverwandter ist eher der lokale Spiderman, der wohl den leckeren Tapas nicht widerstehen kann. Die „Spinne“ im XXL-Format. Heute gibt es hier Märkte, Stadtfeste und viele nette Cafes. Wir waren beeindruckt von der schönen Architektur mit den Arkaden und Fresken. Wer Balkone liebt, ist hier genau richtig. Insgesamt umrahmen 237 Balkone den gesamten Platz. Er verfügt über neun Zugänge, besonders schön sind die Steintreppen im Südwesten, die zur Cava San Miguel führen.
Palacio Real
Natürlich wollten wir auch sehen, wo der König wohnt. Also ging es zum nahegelegenen Palacio Real.
Das Stadtschloss im neoklassizistischen Stil ist der Empfangssaal für König Juan Carlos, in dem er seine Gäste begrüßt. Hier gilt nicht kleckern sondern klotzen, mit rund 3000 Sälen, Galerien und Räumen, ist er einer der größten Paläste Europas. Am Mittwoch hat man zwischen 15:00 – 18:00 Uhr freien Eintritt. Genauso schön wie der Königspalast ist auch der Schlosspark, der ursprüngliche Barockgarten ist in seinen Grundzügen bis heute erhalten geblieben.
Gran Via
Von der königlichen Residenz ging es für uns zur Plaza de España und der Gran Via.Hier fühlten wir uns fast wie in New York. Ich glaube an kaum einem Ort ist das Gesicht Madrids so urban, wie auf diesem Boulevard. Anfang des 20. Jahrhunderts mauserte sich die neue Gran Vía zur großartigsten Prachtstraße Europas. Wie riesige Ozeanliner strecken sich die imposanten Hochhäuser in den Himmel. In der Sonne strahlen kupferne Kuppeln und Damen aus Bronze oder Stein sowie Galionsfiguren in Siegerpose. Wer Metropolenflair sucht, der ist hier richtig. Ein wenig verwundert waren wir jedoch, dass nur wenige Meter von der Prachtmeile entfernt, bereits die Damen des professionellen Gewerbes ihre Dienst anbieten und sie warten sicherlich nicht leichtbekleidet auf den Bus…Also Sex und Pracht im Umkreis von 50m.
Die Kunstmeile
Ich persönlich liebe Kunstmuseen und selbst der Kunstmuffel neben mir hatte keine Ausrede: Wer nach Madrid kommt, darf den Prado, das Reina Sofía und das Thyssen-Bornemisza nicht ignorieren. So ging es meinen persönlichen Rotlichtbezirk entlang, dem Paseo del Prado. Das ist die Madrider Rennstrecke für Kunstjunkies. Unter riesigen Bäumen geht es entlang der Straße vom Museo Reina Sofía, vorbei am Caixa Forum, zum Prado und zum Museo Thyssen-Bornemisza.
Reina Sofía
Das Museum ist für Liebhaber der Moderne und der zeitgenössischen Kunst das absolute MUSS. Hier kann man sie alle bestaunen Mirò, Dali, Tappies und natürlich Picasso´s Guernica. Das Gebäude selbst ist ein ehemaliges Krankenhaus und im Labyrinth der Ausstellungen haben wir uns etliche Male verirrt. Entspannung nach dem Kunstgenuss gibt es leider nicht in der Cafeteria, die ist ungemütlich und hat eine sterile Atmosphäre. Sonntags ist der Eintritt ins Museum umsonst.
Caixa Forum
Allein die Außenfassade mit dem vertikalen Garten ist ein Hingucker. 15.000 Pflanzen müssen ohne Erde auskommen, ihre Wurzeln wurden auf eine Art Fließ befestigt. Das Pilzdach wäre für den Gallierhäuptling Majestix, der fürchtete, dass ihm der Himmel auf den Kopf fallen könnte, ein Alptraum. Der Architekt versteht die Fassade des alten Kohle-Elektrizitätswerks als «zerklüftete Landschaft», geprägt von Schrägen und Einbuchtungen. Na denn! Zu sehen gibt es Ausstellungen zur italienischen Renaissance mit Konferenzen und Werkschauen zu Filmregisseuren wie Charlie Chaplin. Auch Filmzyklen werden gezeigt. Samstags und montags um 13.00 Uhr sowie freitags werden kostenlose Führungen angeboten.
Prado
Für viele ist dieses Museum das unbestrittene Highlight. Mehr als 2500 Werke spanischer, flämischer, deutscher und italienischer Werke verteilen sich auf 120 Säle. Wochen würde es dauern, wollte man alle Bilder von Tizian, Rubens, Goya, Velázquez und del Bosco in Ruhe sehen. Am Eingang gibt es einen Führer, der die bekanntesten Werke verzeichnet, entscheiden kann man dann selbst. Uns hat die Kopie der Mona Lisa gefallen. Das vermeintliche Plagiat entstand wohl zeitgleich mit dem Original in der Werkstatt von da Vinci. Außerdem sind die Triptychons im unteren Teil sehenswert. Sonntags ab 17.00 Uhr ist der Eintritt frei.
Museo Thyssen-Bornemisza
Dieses Museum ist mein persönlicher Liebling, zudem gab es zu unserer Zeit noch eine Cezanne Sonderausstellung. Gezeigt werden 750 Werke aus der Privatsammlung des Barons Thyssen. Sie präsentieren einen Querschnitt aus der Zeit zwischen 1290 und 1980. Van Gogh, Dalí, religiöse Werke, Pop-Art, italienische Impressionisten, russischen Konstruktivisten und Expressionisten alles ist hier zu sehen. Mir haben der Chagall, der Rauschenberg und ein kleiner Nolde, der verschämt fast hinter der Tür hing, sehr gefallen. Hier gibt es am Montag freien Eintritt.
Die grüne Lunge von Madrid
Der Retiro-Park ist im Sommer quasi der Strand von Madrid. Man sonnt sich am großen Teich in seiner Mitte und über die Wiesen weht der süßliche Duft von Joints. Es macht Spaß dort zu spazieren oder die Seele baumeln zu lassen. Außer dem großen See mit dem Denkmal von Alfonso XII., gibt es den Kristall-Palast. Das große Glashaus bietet abwechselnde Kunstausstellungen. In den vielen Freiluft-Cafés kann man perfekt relaxen oder man nimmt den Picknick Service in Anspruch.
Atocha mit Palmengarten
Ein wenig Südseeflair oder Großstadt-Trail Ambiente bietet der Palmengarten im Bahnhof Atocha. Gerade im kühlen Frühling fühlt man sich dort ein bisschen wie in den Tropen. Der Bahnhof ist aber nicht nur wegen der Flora und Fauna sehenswert, sondern auch wegen der Dachkonstruktion im Jugendstil.
Madrid ist ein Dorf- welches Viertel passt für wen?
Wir haben in La Latina gewohnt, hier ist Madrid noch ursprünglich. Zum Einkauf gehen die Spanier in Küchenschürze und Lockenwicklern. An jeder Ecke eine Tapas Bar und die bekannte Fressmeile Cava Baja. Sonntags gibt es vor der Tür den berühmten Flohmarkt Rastro. Zu den Sehenswürdigkeiten ist es nur ein Katzensprung.
In Lavapiés und Rastro, ist ein Vergleich zu Berlin Neu-Köln naheliegend. Multikulti -Total, mit über 40% Ausländeranteil. Hier leben Schwarzafrikaner, Lateinamerikaner, Asiaten und Inder Tür an Tür. Tolles Viertel für alle, die es alternativ mögen.Chueca ist das Gay- und Lesbenviertel, jedoch kein Getto. Viele trendige Modeläden, Cafes und Restaurants finden hier ihren Platz. Gleich gegenüber liegt das Viertel Malasana. Nachts tobt in den Straßen das Leben und viele alternative Künstler fühlen sich in der Gegend wohl. Alles mit einem Hauch von Rotlicht, in direkter Nachbarschaft der edlen Gran Via. Wer es gediegen und hochherrschaftlich mag, den zieht es nach Salamanca und Chamberi. Hier finden sich feine Restaurants, exklusive Boutiquen und viele Stadtpaläste und feine Bürgerhäuser. Uns hat Madrid gefallen, auch wenn es dort im Februar ein wenig kühl war. Die Stadt ist voller Leben und jeden Tag kann man in eine neue Welt eintauchen. Egal ob man kleine und große Paläste und Prachtbauten sowie eindrucksvolle Boulevards, vornehme Plätze mit stolzen Denkmälern mit reichverzierte Brunnen bestaunen will. Passionierte Architektur Fans kommen hier genauso auf ihre Kosten wie Kunstliebhaber oder Szenegänger. Madrid ist für den abwechslungsreichen Städtetrip eine gute Adresse.
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Sehr schöner Reisebericht Madrid!!
Dankeschön
Wie jedes mal – habt ihr wieder einen tollen Blog über
Madrid geschrieben. Ich bin wirklich begeistert!!!
Macht bitte weiter so.
Euer größter Fan 🙂
Martina
Wieder ein sehr schöner Bericht, ich wusste nicht das dort der Mittelpunkt Spaniens liegt. Das Picknick-Angebot im Park hätte ich bestimmt genommen. Und den Bahnhof mit dem Palmengarten finde ich auch toll.
Klasse Bericht, und der etwas in die Breite gegangene Spiderman ist ja der Hammer. Das sind die echten lokalen Erlebnisse in fremden Städten.
Ich mag auch die Atmosphäre im caixa Forum.
ein schöner Bericht, ich kann noch empfehlen den Circulo de Bellas Artes zu besuchen, ein sehr schönes Café, draussen oder drinnen je nach Jahreszeit und auf jeden Fall auf die Dachterrasse fahren, man hat einen wunderschönen Blick auf Madrid, auf der dachterrasse gibt es wechselnde Kunstausstellungen und am besten den Sonnenuntergang abwarten mit einme sundowner aus dem café.
Adresse: Calle de Alcalá, an der Kreuzung zur Gran Via.