Barcelona – Die große Zauberin

Barcelona – Die große Zauberin

Ich weiß gar nicht was den Ausschlag für unseren Barcelona- Besuch gab,-die unglaubliche Vielfalt der Architektur, die vielen Museen, die Kulturszene, die Ramblas  oder der Strand, der bis in die City reicht. Wahrscheinlich das ganze Paket. Barcelona trägt seit knapp 100 Jahren den Beinamen “la gran encisera”, “die große Zauberin”. Der Ausdruck stammt vom Dichter Joan Maragall und ich kann ihm nur Recht geben, die Stadt verzauber und bezaubert seine Besucher. Wir hatten durch Zufall ein recht stylisches Ferienapartment im Stadtteil Barceloneta gefunden, 100m vom Strand und Hafen entfernt. Gebucht hatten wir es über Barceloneta-Suites. Schon bei der Anreise an der U-Bahnstation musste ich feststellen, dass Barcelona ein Eldorado für Taschendiebe ist. Zum Glück entpuppte sich meine Freundin, als 1,60m große „Kampfmaus“ und konnte die Diebin in Lara Croft-Manier in die Flucht schlagen. Seitdem trage ich die Tasche immer vorne – Rucksack ist passe. Nach der Aufregung konnten wir aber trotzdem unsere Umgebung, das ehemalige Fischerviertel Barceloneta genießen. Zu den Olympischen Spielen 1992 wurde im Stadtteil viel saniert und renoviert insbesondere die schöne Strandpromenade. Barcelonetas Straßenleben ist bunt und gesellig, die über die Straßen gespannten Wäscheleinen erinnern ein wenig an Italien. Morgens haben wir in der Markthalle (Mercat Barceloneta) eingekauft. Weil wir überall probieren mussten, waren wir meist schon vor dem Frühstück papp satt. Die Marktleute sind unheimlich nett, wenn man ein paar Brocken Spanisch spricht, bekommt man das Doppelte vom Einkauf als Geschenk dazu. Die spanischen Opis verabreden sich gerne zum Date am Strand, egal ob man 40+ ist oder nicht. In Barcelona weiß man gar nicht was zuerst angesehen werden soll. Wir entschieden uns die berühmte Flaniermeile, die Rambla vom Hafen hinauf, zur Plaça de Catalunya zu laufen. Der Allee ist die Hauptader der Stadt und eröffnet einem mit ihrem bunten Treiben das Herz der Stadt. Am Plaça de Catalunya, befindet sich der wichtigste  Verkehrsknotenpunkt Barcelonas. Er verbindet die Altstadt (Barri Gòtic) und die Neustadt. Der Platz ist nicht schön, aber im Kaufhaus El Corte Ingles haben wir bei einem Cafe die Aussicht über Barcelona genossen. Zum Barri Gòtic sind es nur wenige Schritte.  Das Viertel eröffnet eine andere Welt. Handwerksgeschäfte, kleine Plätze, enge Gassen gotische Architektur machen Spaß sich einfach treiben zu lassen. Die meisten Häuser stammen aus dem vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert. Außerdem finden sich hier tolle Tapas Restaurants. Natürlich sind wir Tag um Tag auch durch die anderen Viertel geschlendert, wir z.B. das Ribera. Ein Ort der Gegensätze: heruntergekommenen Altstadtgassen gibt es genauso wie hippe Galerien, Szenekneipen und Kaschemmen. Im modernen und lebendigen Stadtviertel Eixample, findet sich der katalanische Jugendstil. Das Viertel sollte nach Plänen des Architekten Ildefons Cerdà, mit Straßen im Schachbrettmuster angelegt werden. Das gelang zwar nicht ganz, macht es aber zu etwas ganz Besonderem. Natürlich findet man hier zwei bedeutende Gaudí –Häuser, die  Casa Milà und Casa Batlló. Antoni Gaudí ist untrennbar mit Barcelona verbunden. Er ist der bedeutendste Architekt des Modernismus und ist quasi das prägende Gesicht Barcelonas. In der Casa Mila hat der Architekt gezeigt, dass es auch ohne tragende Wände geht. Stattdessen gibt es Säulen und wellenartige Balkone. Neben der tollen Aussicht von der Dachterrasse, haben uns die exzentrischen Schornsteine beeindruckt. Schöner fanden wir jedoch die Casa Battlo, bitte unbedingt den Audioführer mitnehmen. Gaudi zeigt hier wie sehr er nach Vorgaben der Natur gearbeitet hat. Das Treppengeländer sieht aus wie Lianen, Fensterrahmen geben ein ganz eigenes Licht durch das Kristallglas. Das Treppenhaus und der Lichtschacht sind Klimaanlage zugleich. Gaudis unvollendetes Meisterwerk, die Sagrada Família, hat uns wenig beeindruckt, es ist halt eine riesengroße Baustelle. Einzig die Ausstellung im Keller ist spannend, da findet man z.B. ein Modell, das zeigt wie Gaudi die Statik berechnet hat (mit Sandsäcken). Wer die meterlangen Schlangen scheut, kann ruhigen Gewissens draußen bleiben und die Kathedrale von außen bestaunen. Einen tollen Ausblick und noch mehr Gaudi gibt es im Park Güell. Ursprünglich als Gartenstadt geplant, in der eine Symbiose zwischen Natur und Wohnen entstehen sollte, wurden von den geplanten sechzig Gebäuden leider nur zwei fertiggestellt. Den Mittelpunkt bildet die Markthalle mit dem Saal der hundert Säulen und die Terrasse, die eine Keramikbank umschlingt. An der Treppe zum Ausgang findet man den bekannten Brunnen mit Schlangenkopf. Nach all dem Antonio Gaudi waren wir so „Kultur-Geil“, dass wir auch noch die schönsten Museen besucht haben. Wir waren im Picasso-Museum, wo die Jugendwerke und die blaue und die rote Periode zu sehen sind. Den Besuch der Fundació Joan Miró, haben wir mit einer Fahrt der Seilbahn von unserer Homebase Barceloneta kombiniert. Das Museum  besitzt mehr als 11.000 Miro-Werke und zeigt seine Entwicklung über mehr als fünf Jahrzehnte hinweg. Als Bauhaus Jünger war natürlich der Deutschen Pavillon von Mies van der Rohe ein absolutes MUSS für uns. Hier sieht man die Genialität des Architekten, die  sich in der Neuheit, der damals (1929) eingesetzten Materialien (Stahl, Glas und Marmor) präsentiert und das Gesamtbild als schwebend und fließend erscheinen lässt. Das Museum für zeitgenössische Kunst (MACBA) ist architektonisch auch etwas ganz Besonderes. Um das Gebäude befindet sich ein gläserner  Raum unter freiem Himmel. Die Eingangshalle  ist in Form eines Zylinders gebaut. Sie schließt an mehreren Rampen, die den Zugang zu unterschiedlichen Galerien bilden. Das MACA präsentiert  wechselnde Sonderausstellungen von Malern, Bildhauern und Videofilmern. Außerdem gibt es Workshops und Performances. Den Vorplatz des Museums haben die Skater für sich entdeckt.

Natürlich kam neben all der Kunst und Kultur auch die Entspannung nicht zu kurz, schließlich liegt Barcelona am Strand und der war von unserem Apartment nur 100m entfernt. Er ist rund vier Kilometer lang und tagsüber haben wir die Sonne genossen.

Am Abend gab es ein Bier an der Strandbar. Vorsicht der Plastikbecher mit Bier kostet gerne seine 13 €. Ganz besonders schön wurde es, wenn ein Kreuzfahrtschiff auslief, dann gab es meist ein grandioses Feuerwerk. Der Ausnahmezustand herrscht, wenn der katalanische Kult-Club FC Barcelona spielt. Dann werden die Fernsehgeräte auf die Straße gerollt und die Anwohner bringen die halbe Wohnzimmereinrichtung auf die Straße und jubeln ihrem Verein Barca zu. Wenn der Fußballverein dann auch noch das Spiel gewinnt, gibt es kein Halten mehr: Autokorsos, Feuerwerke und in Freudentaumel versinkende Menschen säumen die Stadt. Am nächsten Tag sind dann alle Museen und alle Verkehrsmittel kostenfrei.

Egal ob Barcelona im Fußballfieber ist oder nicht, die Stadt ist aus vielen Gründen einen Besuch wert. Sie zeigt sich aufregend, weltoffen, inspirierend und begeistert mit Kultur, Architektur, Design und Gastronomie. Ich bin mir sicher, ich werde diese Stadt nicht nur einmal besuchen und sie gehört absolut zu Recht zur Top 10 der schönsten Städte der Welt.

Webcam Barcelona: http://www.earthtv.com/de/kamerastandort/webcam-barcelona-spanien

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