Für 20 € in den wilden Westen von Sizilien
Ja, es gibt sie noch die „sagenumwobenen“ Schnäppchen, mit denen man einmal quer durch Europa Hin-und Zurück fliegen kann. Für uns ging es zum Preis einer Taxifahrt in den wilden Nord-Westen Siziliens oder das Trapanese. Hier ist Nordafrika schon ganz nah und nach dem langen Winter hatten wir das Gefühl, der Frühlingssonne entgegen zu reisen. Bei uns winterliche 2 Grad, erwarteten uns bei der Ankunft frühlingshafte 23 Grad mit blühenden Zitronenbäumen und dem tiefen satten Grün der Wiesen, in den alle Farben der bunten Wiesenblumen leuchten.
Trapani
Der Hauptort der Region ist Trapani. Wer Sizilien liebt, muss auch die malerische Stadt ins Herz schließen. Sie nennt sich Città tra due mari- Stadt zwischen zwei Meeren und sie hat auch städtebaulich zwei völlig verschiedene Gesichter. Die Altstadt strahlt barocken Charme aus und zahlreiche imposante Gebäude prägen das Bild des historischen Stadtkerns. Wir hatten ein Apartment in der Altstadt angemietet und waren vom ersten Moment verliebt. Der arabisch-sizilianische Flair, die kleinen engen Gassen mit charmanten Geschäften, malerischen Fischereihafen sowie die alten Paläste und Kirchen haben es uns einfach angetan.
Ein idealer Beobachtungsplatz für den italienischen abendlichen Catwalk oder „Corso“ wie die Italiener dieses Flanieren nach dem Abendessen nennen, ist der “Corso Vittorio Emanuele“. Hier gibt es nette kleine Bars, wo man entspannt bei einen Spritz (Kult-Getränk aus Aperol, Weißwein und Mineralwasser), die Szenerie beobachten kann. Danach geht es in das Nachtleben an der Via Giuseppe Garibaldi.
In der Nähe, mit dem Fahrrad unterwegs.
Wer, wie wir Touren mit dem Fahrrad mag, kommt in Trapani voll auf seine Kosten. Für 4 € Tagesmiete kann man am Hafen den Drahtesel mieten. Wir sind entlang der Sichel (Golf von Cofano) fast bis zum Riserva Naturale Orientata Monte Cofano gefahren.
Die Straße führt direkt an der Küste entlang, leider ist sie nicht sehr fahrradfreundlich. Trotzdem hat uns die Strecke mit den kleinen sandigen Buchten und rauen Kalkfelsen sehr gefallen. Die Ortschaften Pizzolungo, Tonnara waren im Frühjahr wie ausgestorben, im Sommer gibt es jedoch viele Strandbars, die zu einer kleinen Pause einladen.
Die Salinen
Wenn wir erst einmal auf dem Fahrrad sind, gibt es für uns eigentlich kein Halten mehr. Deshalb sind wir auch noch in das 900 ha große Naturreservat “Saline di Trapani” geradelt. Hier geht es mit dem Rad wesentlich entspannter zu, denn es gibt einen Radweg und die Umgebung ist wirklich schön. Die Salinen stehen unter dem Schutz des WWF. Neben der Naturlandschaft, die vor allem Zugvögeln als Rastplatz dient, wird in dem Areal auch heute noch Meersalz gewonnen. Es sind bis zu 200.000 Tonnen jährlich. Das Salz ist relativ mineralhaltig und genießt einen guten Ruf. Besonders gut gefallen haben uns die alten Windmühlen, die auch von innen besichtigt werden können. Mehr Detailinfos unter: http://www.viadelgusto.de/saline-di-trapani-auf-sizilien.html
Erice – Ort mit fantastischem Ausblick
Wer Trapani besucht, sollte auf keinen Fall einen Besuch der mittelalterliche Ortschaft von Erice versäumen. Mit dem Bus Nr. 21 fährt man vom Zentrum zur Talstation der Funivia. Mit der Gondel geht es dann in 10 Minuten auf den 751m hohen Berg. Die Fahrt ist für Flachländer, wie wir es sind recht wackelig. Dafür genießt man einen grandiosen Panoramablick auf Trapani, die Salinen, die drei Ägadischen Inseln und natürlich das Meer. Erice selbst scheint wie aus der Zeit gefallen und verliert sich in der Vergangenheit.
Ein wenig anrüchig ist hingegen seine Geschichte, – in der griechischen Epoche empfingen Anhängerin des Venus-Kults, Männer gegen Entgelt. Also war Erice eine Art antikes Bordell. Heute können neben Mauerresten des altertümlichen „Kontakthofes“ der wunderschöne Dom, mit seinem gotischen Portal, und das Stadtmuseum A. Cordici, mit Gegenstände und Gemälden aus dem 18. Jh. besichtig werden. Ansonsten ist Erice pittoresk mit ein wenig geheimnisvoller Atmosphäre.
Die Ägadischen Inseln
In Sichtweite von Trapani und damit nur wenige Kilometer entfernt liegen die drei Ägadischen Inseln Levanzo, Favignana, Marettimo. Was wir nicht erwartet hatten, hier versteckt sich die sizilianische Karibik, mit tief türkischblauen Stränden. Beim Anblick traut man seinen Augen kaum. Die Überfahrt in dieses Paradies dauert weniger als 30 Minuten. Wir verließen das Schiff auf Favignana, sie trägt den Beinamen Schmetterling, wegen ihrer charakteristischen Form. Am Hafen wird mir sofort klar, warum Italien das Reiseland meines Herzens ist. Malerisch dümpeln die bunten Fischerboote im Hafen. Direkt am Kai gibt es diverse Radvermietungen, wieder für schlanke 4 € pro Tag und Rad. Die Insel ist wieder ein Dorado für Radler. Der Großteil ist flach, so dass man auf kleinen Straßen und Wegen gut von Bucht zu Bucht gelangt. Diese erwarten einem mit unglaublichen smaragdfarbigen Wasser und den Sandstränden Lido Burrone, Cala Azzurra, Cala Grande und Cala Rotonda.
In der Mitte der Insel erheben sich die 314 m hohen Berghänge des Monte Santa Caterina. Sie trennen den flachen Westteil vom gebirgigen Ostteil. Der Hauptort der Insel ist überschaubar, mit zwei Plätzen an denen sich alles trifft, die Piazza Europa und die Piazza Madrice. Hier warten viele Kneipen und Restaurants auf Gäste. Zu Ostern sollen in Favignana legendäre Passionsfestspiele stattfinden. Ein wahres Spektakel, bei denen nach Einbruch der Dunkelheit das gesamte Städtchen auf den Beinen ist. Wir haben hingegen die Ruhe und Idylle der Strände genossen, an denen wir so richtig schön die Seele haben baumeln lassen.
Marsala
Zu Provinz gehört auch der Ort Marsala. In der ganzen Welt bekannt für seinen Dessertwein. Kurios daran ist, der Ort wurde benannt nach dem Gott der alkoholabstinenten Muslime. Für uns „party-time-Weinfans“ und für Schnappsdrosseln ein absolutes Muss. Leider waren wir recht enttäuscht, neben den Bauwerken an der Piazza della Republica und einer hübschen Fußgängermeile, hat Marsala nicht viel zu bieten. Vielmehr haben wir amüsiert beobachtet, dass unzählige Busse am Hafen halten und Touristen, -bevorzugt im Best Ager Alter abliefern. Diese werden dann in die unzähligen Kellereien zur Weinverkostung geführt. Danach finden sich die Seniorentruppen, wieder „puppenlustig“ am Hafen ein. Wir fanden den süßen Wein nicht so schön, uns haben die mehrheitlichen trockenen und gradlinigen Tropfen (besonders der Rosè) sehr viel besser gefallen.
Palermo
Wer Sizilien besucht muss Palermo sehen. Die Sizilianer lieben Palermo oder sie hassen es. So geht es auch mir und meiner Reisebegleitung. Entweder will man sofort wieder weg oder man lässt sie gewähren. Sie ist eine bissige, hektische Diva genauso wie eine elegante und prächtige Schönheit. Alles in Allem,- eine Großstadt der Widersprüchlichkeiten: Neben den Juwelen der Architektur mit den normannischen, barocken, byzantinischen und arabischen Einflüssen – tobt das Alltagschaos. Die Top Sehenswürdigkeiten finden sich fast alle an dem Corso Vittorio Emanuele.
Da ist der Quattro Canti (auch Piazza Vigliena und Teatro del Sole). Der „Vier Ecken Platz“, einer der schönsten Plätze der sizilianischen Hauptstadt. An jeder seiner Ecken befindet sich ein Palast, was seinen Namen „Quattro Canti“ erklärt.
Ebenfalls sehenswert und reichlich makaber, ist das Convento dei Cappuccini. Hier gilt das Motto: Bella Figura bis zum jüngsten Tag! Kapuzinermönche und viele Familien des Hochadels bestatteten sich hier in Sonntagskleidern. Etwa 1.200 Mumien sind gegenwärtig in der Gruft untergebracht. Der Normannenpalast ist auch einen Besuch wert, wegen des herrlichen Renaissance-Innenhofs und absolutes Highlight ist die Cappella Palatina mit den sensationellen Mosaiken.
Nicht versäumen sollte man die Kathedrale von Palermo (Maria Santissima Assunta), sie ist Palermos bekanntester Sakralbau. In den Jahren 1184/1185 erbaut und im normannisch-arabischen Stil konzipiert, wird die Kathedrale auch „Normannendom“ genannt.
Wer entlang des Corso Vittorio Emanuele läuft, spürt es unmittelbar: Palermo ist lebhaft, laut, hektisch und wird von einem permanenten Verkehrschaos erdrückt. Auf der anderen Seite erlebt man deutlich die gelassene, mediterrane Mentalität der Menschen, die alles, auch die bedrückendsten Probleme, geduldig ertragen.
Dies spürt man beispielweise im Garibaldi Park an der Piazza Marina. Hier relaxen die Einheimischen. Im Park stehen riesige Gummibäume und am Wochenende gibt es dort kleine Flohmarktstände.
Gleich um die Ecke findet sich einer der schönsten Märkte Palermos, der Mercato della Vucciria. Zwischen Fischhändlern, Gemüseständen, kleinen Handwerksläden findet sich das authentische Viertel. Wie orientalische Souks sind ganze Straßenzüge mit Ständen und Geschäften durchzogen. Lebendig, farbenfroh und genussfreudig. Abgesehen von einer Mittagspause sind die Händler bis weit in den Abend aktiv. Ein schöner Flecken mit viel morbiden Charme.
Italienisches Einkaufflair bietet auch das Viertel zwischen Bahnhof, Via Roma, Piazza Cassa di Risparmio, Piazza Rivoluzione und Via Garibaldi. Ein weiteres Stück altes Palermo, mit Läden und Werkstätten wie Hutmacher, Schneider und Kerzenzieher.
Aktionskunst am Rande der Vucciria
Seine Liebe zu Palermo hat auch der österreichische Künstler Uwe Jäntsch entdeckt. Er machte aus der Piazza Garrafello ein Art Freilichtmuseum. 2006 verzierte er die Ruine rund um den Platz mit dem Müll der Umgebung. Das Werk ging als “cattedrale dei rifuti” oder “cattedrale di Uwe” in die Geschichte Palermos ein. Die Stadtverwaltung hat die “Müllkathedrale” mittlerweile leider abgeräumt. Das offizielle Argument: Das Kunstwerk ist für Künstler und Passanten gefährlich. Trotzdem prangt Uwe Jäntsch´s markantes „Trademark“ auf einem ehemaligen Bankgebäude – “Uwe ti ama” (Uwe liebt Dich). Sicher gibt es auch in der Zukunft noch mehr von seiner Aktionskunst.
Sicherheit & Anit-Mafia Bewegung
Sizilien und Mafia sind leider nach wie vor unumstößlich miteinander verbunden. Zur Realität gehört, die sizilianische Mafia beherrscht heuten noch viele Teile der Wirtschaft und Politik. Sie hat jedoch keinerlei Interesse daran, sich an Touristen zu vergreifen. Im Gegenteil – sie verdient an ihnen. Der Ort Corleone, ist dank Marlon Brando und dem Film „Der Pate“ ein Dorf mit Weltruhm. Jetzt sogar Pilgerziel für Touristen, wo Urlauber auf ehemaligen Gütern der Cosa Nostra wohnen können. Nur die wenigsten wissen, im wirklichen Leben wurden in Corleone zwischen 1944 und 1948 über 150 Menschen ermordet.
Als Sizilien Reisender kann man aber die ANTI-MAFIA Bewegung unterstützen. Es gibt zwei Bewegungen, die spannen sind:
„Libera Terra” – freies Land heißt eine Organisation, die mafiafreie Produkte verkauft. Auf Ländereien die bei der Verhaftung von Mafiamitgliedern enteignet wurden, bauen sie Wein, Getreide, Oliven, Obst und Gemüse an. Alle Beteiligten verpflichten sich, keine Schutzgelder an die Mafia zu entrichten. Produkte gibt es im Internet und in speziellen Länden.
http://www.liberaterra.it/flex/cm/pages/ServeBLOB.php/L/IT/IDPagina/1
Addiopizzo” heißt “Tschüss, Schutzgeld”. Die Initiative hat einen Stadtplan von Palermo und Umgebung herausgegeben, auf dem sämtliche 400 Mitglieder verzeichnet sind, die kein Schutzgeld zahlen und sich weigern das organisierte Verbrechen zu finanzieren. Diesen gibt es kostenlos im Internet.
http://www.ferien-sizilien.de/addiopizzo/addiopizzo.htm
http://www.addiopizzotravel.it/
Wie kommt man Hin?
Wir sind mit Ryanair ab Lübeck geflogen, wie gesagt für 20 € Hin-und Rückflug. Leider ist das jetzt (2014) nicht mehr möglich. Frankfurt-Hahn, Karlsruhe-Baden, Maastricht und Memmingen (München West) fliegen Trapani jedoch weiterhin an. Der Flughafen Trapani/Birgi liegt 15 km entfernt. Hat einen stündlichen Bustransfer, der pro Strecke 4 Euro kostet.
Unterwegs mit Bus und Bahn
Nach Palermo fahren von Trapani (Hafen) stündlich die blauen Busse. Die Fahrt dauert ca. 2 Stunden und kostet ca. 6 €. Leider ist die restliche Infrastruktur um Trapani nicht so gut ausgebaut, zu den historischen Sehenswürdigkeiten sind die Verbindungen schlecht. Für die „Trümmertour“ muss man einen Wagen mieten. Mit dem Zug gibt es eine Verbindung um 6 Uhr morgens die nach Palermo fährt. Marsala erreicht man mit dem Schienenbus, es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass auch eine Rückfahrt möglich ist. Unser italienischer Schaffner hat uns mit dem Spruch „BUT NO COMEBACK“ überrascht. Glücklicherweise bevor wir die Karten gekauft haben.
Wohnen und leben
Trapani hat viele kleine günstige Läden, Preisniveau wie bei uns, teilweise günstiger. Die Apartments sind im Vergleich erfreulicherweise enorm günstig. Wer mag kann unsere persönliche Auswahl an Unterkünften hier anschauen : Unterkünfte Trapani
Surfen und Tauchen
Unweit von Trapani befindet sich die „Marsala Lagune“ unter Surfern und Kitesurfern als eines der besten Flachwasser- Reviere Europas bekannt. Die vorgelagerten Inseln halten die Wellen fern. Anfänger, und Flachwasserliebhaber sind begeistert. Alle Windrichtungen sind hier befahrbar.
http://surfsicilia.com/csaladde.html
http://www.surfbude.de/spots/marsala-lo-stagnone.html
Die Ägadischen Inseln sind der größte Marineschutzpark Europas und ein Taucher-Eldorado. Dort gibt es Fische, wie Barrakudas, Zackenbarsche, Muränen und Meeraale. Außerdem hat das Revier unzählige zu betauchende Höhlen und die Wracks der „Capua“ und „Kent“. Ein absolutes Muss für jeden Unterwassersportler, ein Tauchgang zur Grotte Sommersa. Unvergesslich ist der Anblick der Stalaktiten und Stalagmiten, die den Anschein erwecken, dass sie das Gewölbe wie Säulen tragen. Ein echter Geheimtipp.
Weitere Informationen
http://sizilienverstehen.wordpress.com/
http://www.sizilien-magazin.de/
http://www.sizilien-rad.de/regionen/highlights.htm
http://www.italia.it/de/italien-entdecken/sizilien.html
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Hallo,
Sizilien hab ich gelesen. Schöne Fotos! Ihr schreibt wirklich witzig und Informativ. Auch was nicht so schön ist, wird von euch angesprochen. Finde ich gut.
Macht weiter so,
eure Ilona
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von einer Unterkunft erheblich.
Vielen Dank dafür, habe euch auch gleich aboniert,
Ute
Hallo,
ihr werdet immer mehr zu meinem Lieblingsblog!!!
Und nun muss ich dringend nach Trapani……
Danke für die tollen Tipps!!!!!!
Viele liebe Grüße
Steffie
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bin grad zufällig beim Stöbern auf euren Blog gestossen.
Schöne Bilder, tolle Texte.
Gruß Tommy
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