Jütland – Fjorde und Dünen zwischen Nord-und Ostsee
Ich stamme aus Nordfriesland und dort ist die Landschaft so flach, dass man am Morgen sehen kann, wer zum Kaffee kommt. Dänemark toppt das um Längen. Hier sieht man schon zwei Tage vorher, wer zum Kaffee erscheint. So „platt“ ist das Land! Die Natur beherrscht hier alles. Der Horizont scheint niemals aufzuhören und die langen Sandstrände ziehen sich fast unendlich durch die Brandung der Nordsee. Wer, wie wir das dänische Jütland im Winter besucht, findet die Einsamkeit,- alles windumtost und wasserumspült. Die Brandung hört man kilometerweit und die einzigartige Dünenlandschaft wird durch Wind und Wetter jeden Tag neu geformt. Die Sonne steht so tief, das selbst die kleinen Steine am Strand lange Schatten werfen. Alles nichts für Großstadtneurotiker mit urbanem Anspruch oder Leute die Winterdepression gefährdet sind.Stattdessen ist alles typisch dänisch „Hyggelig“. Ein Sammelbegriff für: angenehm, gemütlich, urig, heimelig, geborgen, malerisch, pittoresk und wohltuend. Wer nach Sonnenuntergang durch die Orte fährt, findet dies in Reinkultur. Vereinzelt rauchende Schornsteine in den kleinen Häusern und hier und da scheint ein warmes Küchenlicht der Hoffnung durch die Fenster.
Ringkøbing- Fjorde, Wind, Dünen und Weite
Unser Ziel war der Ringkøbing-Fjord in der Mitte von Jütland. Die Landschaft bildet hier ein ca. 800 Meter breites Band aus Sand, Dünen und Wiesen, welches den Fjord von der Nordsee trennt. Die Orte sind idyllische und von charakteristisch strohgedeckten Häusern geprägt. Im Sommer fühlen sich hier die Wassersportler zu Hause, der Fjord ist ein ideales Surfrevier. Ringkøbing selbst hat einen hübschen Altstadtbereich der weitgehend unter Denkmalschutz steht. Außerdem besitzt der Ort einen kleinen Hafen zum Fjord. Wer seinen Urlaub hier in den kalten Monaten verbringt muss jedoch ein bisschen härter sein, denn das Wetter ist nichts für Weicheier. Verpackt bis zur Unkenntlichkeit kann man endlose Strandspaziergänge unternehmen.
Nissum Fjord & Limfjord– Dem Meer so nahe
Nördlich vom Ringkøbing-Fjord findet sich der Nissum Fjord, der ebenfalls durch eine Landzunge vom Meer getrennt wird. Hauptort ist Thorsminde, mit einer Schleuse, die den Salzgehalt des Fjords reguliert. Im Jahre 1811 verunglückten vor der Küste bei Thorsminde die beiden englischen Kriegsschiffe St. George und Defence. Es ist wohl – mit eines der größten Schiffskatastrophen, bei der 1.400 Menschen ums Leben kamen. Ein Museum im Ort bietet viel Hintergrundwissen.Noch ein wenig weiter nördlich findet sich der Limfjord. Er teilt Jütland und verbindet die Nordsee und die Ostsee miteinander. Mal ist der Fjord nicht breiter als ein Fluss und an anderen Stellen ist er mit 30 km Breite kaum überschaubar. Die Landschaft am Limfjord, ist sanfter als an den Meeren.
Die windschiefen Knicks zerteilen ausgedehnte Weidelandschaften. Es gibt wildromantische Steilküsten und eine dänische „Berglandschaft“ mit Gipfeln von fast 30 m Höhe.Lemvig ist ein kleines Städtchen an der Westeite des Limfjord. Ein dänischer Ort und wieder typisch Hyggelig. Über die Stadt erhebt sich der Turm der “Lemvig Kirke”. In der Fußgängerpassage findet man vor allem Häuser aus der Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf den zahlreichen Plätzen gibt es Brunnen und kleine Spielplätze.
Holstebro- Stadt mit viel Kultur
Wer dann doch ein wenig überdrüssig der Weite und Einsamkeit wird, dem empfehle ich einen Ausflug in das Städtchen Holstebro. Hier gibt es richtige Menschen und geöffnete Geschäfte,- auch im Winter. Holstebro wird als Kulturhauptstadt an der Nordseeküste bezeichnet, wegen der vielen interessanten Kunstwerke, die im Zentrum ausgestellt werden. Ansonsten ist es hier wieder sehr malerisch, auch wegen des kleinen Flüsschen Storå, welches sich durch die Stadt schlängelt.Außerdem gibt es hier fantastische Fastelavnsboller, eine Art Windbeutel-Kuchen, mit einem geschätzten Kalorienwert, der für Wochen, wenn nicht Jahre reicht. Mir haben die vielen Shops gefallen, in denen man typisch dänische und skandinavische Produkte bekommt. Teilweise zu recht günstigen Preisen.Das Schöne an einem Urlaub in Dänemark ist, man kann ohne schlechtes Gewissen faulenzen, den Alltag loslassen und entspannen. Es gibt nichts aufregendes, denn die Dänen kultivieren die Unaufgeregtheit. CHILLEN in Reinkultur. Highlights des Tages sind der Saunagang, ein paar Züge durch den eigenen Pool und ein langer Spaziergang am Strand. Vielleicht einen leckeren Hot Dog und eine Tasse warme Schokolade.
Århus-Zweitgrößte Stadt Dänemarks
So ist auch die Metropole an der Ostküste Jütlands, für unsere Verhältnisse beschaulich. Für viele Dänen ist sie eine gute Alternative zu Kopenhagen. Königin Margarethe hat hier ein Schloss und Kronprinz Frederik hat in Århus studiert. Was auffällt, die Stadt ist jung und kann szenemäßig mit Angeboten anderer europäischer Städten gut mithalten. Im Jahr 2017 wird sie eine von Europas Kulturhauptstädten sein. In der Fußgängerzone ‘Strøget’ vom Bahnhof bis zum Dom gibt es tolle Läden. Gefallen hat uns das Quartier Latin. Ein Stadtviertel in dem Modern auf Historisch und Jung auf Alt trifft. Es zählt zu den ältesten Stadtteilen und man findet viele schmale Gassen mit Kopfsteinpflaster und schönen Häusern. In vielen verbergen sich Bistros, Cafés und Kneipen. Schön ist auch das Kneipenviertel am Fluss. Noch mehr Bilderbuch-Dänemark gibt es im Viertel Møllestien. Die alten Fachwerkhäuser mit ihren Sprossenfenstern scheinen aus einer längst vergangenen Epoche zu kommen. Die meisten Häuser entstanden hier um 1750.
Weit über die Grenzen Dänemarks bekannt ist das Museum für moderne Kunst, das AROS. Der Clou ist der verglaste Rundgang auf dem Dach mit spektakulären Aussichten auf die Stadt in verschiedenen Farben. Das Regenbogenpanorama ist sehr schön gemacht, aber auch der Rest des Museums ist ein Erlebnis.
Ribe- Älteste Stadt Skandinaviens
Wir haben unseren Rückweg entlang der Nordsee angetreten. Denn hier liegt ein Kleinod der besonderen Art, der Ort Ribe. Wer das mit dem „Hyggelig“ noch nicht verstanden hat, dem sei dieses Städtchen ans Herz gelegt. Mehr „Hyggelig“ geht nicht! Hier erwarten einem geschnitzte Türen, geschmückte Fensterrahmen, gepflegte Gärten, Fachwerkfassaden, holprige Bürgersteige und Kopfsteinpflaster. Kleine Cafés und Bars mit tiefen Decken laden zum Verweilen ein. Ribe feierte 2010 sein 1300-jähriges Jubiläum, im Jahre 710 fand es seine Ersterwähnung. Somit ist sie nicht nur die älteste Stadt in Dänemark, sondern in ganz Skandinavien. Die Innenstadt hat in 1000 Jahren ihr Gesicht kaum verändert. In der Wikingerzeit war der Ort ein wichtiger Handelsplatz. Im Hafen ankerte einst die Kriegsflotte der Wikinger und stolze Koggen aus aller Welt. Wer tiefer in das Leben der Nordmänner eintauchen möchte, kann das Wikinger Museum besuchen.
Unser Fazit:
Wer alles hinter sich lassen möchte, sich neu justieren möchte oder die totale Entspannung sucht, der ist in Dänemark gut aufgehoben. Das Herz wird hier schnell so weit wie der Horizont. Ich schmecke immer noch die salzige Luft auf der Zunge und denke mit Wehmut an den klaren Sternenhimmel in der Nacht, nach einem stürmischen Tag. Hier sieht man bis zur Milchstraße und noch viel viel weiter. Kein Wunder, dass die Dänen zu den glücklichsten Menschen überhaupt gehören.
Hallo,
Dänemark ist wirklich sooo schön – wir sind mit unserem Hund 2-3 mal im Jahr dort.
Der Artikel und Bilder sind euch wieder gut gelungen.
Viele Grüße,
Klaus
Hallo liebe Blogger,
habe wieder mal euren interessanten Artikel über Dänemark erhalten.
Wirklich wieder sehr schön geschrieben 1 plus plus !!
Eure Frauke
Hach, ja, Jütland. So wunderbar.