Florenz – Ein Stück vom Himmel

Florenz – Ein Stück vom Himmel

Ach ja, ehrlich gesagt haben wir uns lange vor Florenz gedrückt. Die Hauptstadt der  Links-Intelektuellen und Kultur-Freaks. Unsere Befürchtung: Zuviel Renaissance-Freaks a‘la Sheldon Cooper auf einen Haufen. Okay, wer mich kennt, wird jetzt mit den Augen rollen! Zugegeben, auch ich neige manchmal zum Kultur Nerd und so ging es  für uns dann jetzt in die Stadt von Michelangelo, Da Vinci und Botticelli.

Und ja, – so ein Leben als Medici – Principessa das wäre etwas für mich gewesen!” Florenz ist eine tolle Kultur – Metropole, wenn auch in Mini-Dimension mit Format und einer ganz besonderen Stimmung und sie macht Laune. Das Stadtbild aus Kirchen und Palästen, Plätzen, Gassen, Brunnen und Statuen ist ein gewachsenes Gesamtkunstwerk, das man gesehen haben muss.

Wir sind mit dem Billigflieger über Pisa angereist (50,-€ Hin-und Rückflug), mit dem Bus ging es dann in 70 Minuten an den Florentiner-Hauptbahnhof. Der ist eine Herausforderung an die Nerven: laut, extrem quirlig und es wimmelt von Bussen und Menschen die kopflos durch die Gegend rennen. 

Stadtteil S. Niccolò und der Aussichtspunkt Piazzale Michelangelo

Wir hatten uns den Stadtteil San Niccolò ausgesucht, links des Arno. Für alle Kölner, hier gibt es keine richtige und falsche Seite! San Niccolò ist ein Viertel mit vielen kleinen Bars und Restaurants, das sich auch bei Einheimischen großer Beliebtheit erfreut. Unser Apartment, lag an einem Hinterhof-Patio, der nur einen kleinen Blick auf „ein Stück vom Himmel eröffnete“. Wir fühlten uns ein wenig eingezäunt, zum Glück gab es kein „NICHT FÜTTERN“ Schild. Dafür war es angenehm kühl, im heißen Florenz. Selbst im September hatten wir immer 32 Grad.

Als Tourist in freier Wildbahn ging es häufig zum berühmten Aussichtspunkt Piazzale Michelangelo, denn der lag nur wenige Minuten den Berg hinauf. Den haben wir auch gerne genossen, denn die Stimmung gerade bei Sonnenuntergang ist sehr entspannt und der Panoramablick auf die Sehenswürdigkeiten von Florenz und die Ausläufer des Apennin sind wirklich einmalig. Wer es bequem haben möchte, nimmt den Stadtbus Linie 13, denn der Aufstieg ist schon eine Herausforderung für sich.

Ebenfalls nur einen Katzensprung entfernt lag unserer Florenz-Stammkneipe, das Easy Living. Eine „Strandbar“ am Arno Ufer an der wir allabendlich unseren Sundowner genommen haben. Sehr empfehlenswert, mit maximalem Chill-Faktor.

 

Ponte Vecchio und die Glückssau

Zur weltberühmten und ältesten Brücke der Stadt, der Ponte Vecchio, war es auch nur wenige Minuten Fußweg Entfernung. Die Brücke verband in früheren Zeiten die armen Viertel mit den sehr reichen Vierteln. Der Medici-Fürst an sich, wollte damals nicht von schlechten Gerüchen belästigt werden, deswegen durften hier keine Lebensmittel angeboten werden. So sorgten sie dafür, dass hier nur Schmuck verkauft wurde. Die Tradition reicht bis heute, auf der Brücke gibt es nur Juwelier Geschäfte. Um die Ecke gibt’s dann „Rolex-Uhren“ für 10 € von fliegenden Händlern.

Schlendert man gemütlich hinter der Brücke in Richtung Dom, erreicht man zuerst den Mercato Nuovo. Ein überdachter Markt, an dem man Handtaschen, Tücher und T-Shirts erstehen kann. Die eigentliche Attraktion ist aber der fast 400 Jahre alte Bronce Eber-Il Porcellino. Berührt man seine Schnauze oder legt ihm Geld ins Maul, so sind Glück und Geldsegen garantiert. Einige Touristen machen dem Eber Konkurrenz und avancieren bei der Glücks-Zeremonie zur richtigen Rampensau und malträtieren das arme Tier, mit den irritierendsten Darbietungen…

Piazza della Signoria und Uffizien

Hält man sich an der Sau und dem Mercato Nuovo rechts, so gelangt man zu den berühmteste Platz in Florenz,- die Piazza della Signoria. Dieser Platz ist eine wahrhaftige Ausstellung an Skulpturen unter freiem Himmel. Eine Art Flashmopp an leckeren Kerlen und alle haben „Blank gezogen“. Seit dem Mittelalter befindet sich hier das politische Geschehen von Florenz. Wer die Blicke von den Renaissance-Chippendales abwenden kann sieht den historischen Palazzo Vecchio, das Rathaus von Florenz. Im Palazzo Vecchio befinden sich sehr schön dekorierte öffentliche Räume und Privatgemächer, die besucht werden können. Uns hat besonders die stimmungsvolle und romantische Atmosphäre am Abend gefallen, da treffen sich auf der Piazza della Signoria  die Einheimischen sowie die Touristen.

Schlendert man von der Piazza in Richtung Arno, geht es am Palast vorbei, der die Uffizien beherbergt. In 45 Sälen besteht die Möglichkeit, sich durch die gesamte Renaissance zu schlagen.  Im Botticelli-Saal 10 ist dann Botticelli`s „Geburt der Venus“ zu sehen.  Entspannung vom Kunstrausch findet man im Dachcafe, mit tollem Blick über Florenz.

 

Duomo di Santa Maria del Fiore & Campanile

Das Sinnbild von Florenz ist für mich eigentlich der Dom. Die prächtige Kuppel dominiert immer noch das Stadtbild. Sie ist eine der größten Kathedralen der Welt, die Grundfläche beträgt 8300 m².  Schon von außen hat mich nicht nur die Größe, sondern auch der weiße Carrara-Marmor und der grüne Marmor aus Prato beeindruckt. Innen geht es schlichter zu, doch die Kuppel mit dem Fresko, welches das Jüngste Gericht darstellt, ist ein richtiger Hingucker. Auch der Glockenturm, der Campanile ist mit seiner bunten Fassade aus grünem, pinken und weißem Marmor eine Augenweide. Wer Lust hat kann ihn hinaufsteigen, von oben soll man einen herrlichen Blick auf die Stadt und die Kathedrale haben. Zum Domplatz gehört auch die Taufkapelle, sie ist älter als die Kathedrale und wurde wahrscheinlich schon im sechsten Jahrhundert gebaut. Vermutlich durch die Römer.

Kirchen gucken!

Wir sind eigentlich keine „Kirchengucker“ aber die Kirche Santa Maria Novella ist absolut empfehlenswert. Wer auf Fresken steht gerät im Inneren der dreischiffigen Basilika in einen wahren Rausch. Die Opulenz der Wandmalereinen setzt sich in den Querhäusern und den angerenzenden Kapellen fort. Wir waren von dem Überangebot schier überwältigt. Die vielen Kapellen wurden von reichen Florentiner Bürger gestiftet, die damit „auf sicher“ am Tage des Jüngsten Gerichts, auf der Seite der Seligen landen wollten. Auch eine geschickte Art des Ablasshandels.

Wer auf Kirchen steht, sollte auch die Franziskaner Kirche Santa Croce besuchen. Neben weiterer Fresken-Üppigkeit befinden sich im “Florentiner Pantheon” viele berühmte Grabmäler.  Galileo Galilei, Michelangelo, Machiavelli, Ghiberti, der Komponist Rossini fanden hier ihre letzte Ruhe. Auch Dante wird hier mit einem Denkmal geehrt. Soviel zum Thema „Kultur-Freak“…

Palazzo Pitti , der Giardino di Boboli  und Forte Belvedere

Wir haben uns dem Stadtteil Oltrarno mit seinem vielen Sehenswürdigkeiten vom Aussichtspunkt Piazzale Michelangelo genähert. Erst sind wir durch die Florentiner Hügel geirrt, bis wir vorbei am Forte Belvedere den Giardino di Boboli erreichten.Der Park gehört mit Recht zu einem der schönsten Europas. Gerade wenn es heiß ist, spenden die vielen schattigen Alleen angenehme Kühle, außerdem gibt es Brunnen und viele grüne Rasenflächen. Besonders gut gefallen hat uns das Kaffeehaus, ein Pavillon im Rokokostil. Den hat sich der Habsburger und spätere Kaiser Franz  errichten lassen. Er wollte eine wenig Heimatgefühl haben, denn nach Ende der Medici-Dynastie hatte er sich kurzfristig Florenz unter den Nagel gerissen. Im Kaffeehaus begegnete uns das erste Mal der dicke Bacchus, der auf einer Schildkröte reitet. Er ist die Kopie einer Statue, von Pietro Barbino, der den Hofnarren von Cosimo I., darstellt. Der hat, wie man sieht, nichts von Diäten gehalten! Durch den Garten geht es dann weiter zum Palazzo Pitti, Sitz der toskanischen Herzöge und der Könige von Italien. Ja, so ein Leben als Medici war schon feudal! Es gibt unterschiedliche  Wohnungseinheiten. Links residierten der Großherzog und rechts der Erbprinz. Für die Ehefrauen waren die Seitenflügel reserviert. Die Kinder wurden in den zweiten Stock verfrachtete, mit großer Bibliothek. Außerdem gab es diverse  Sommerwohnungen.Heute  sind im Inneren verschiedene Museen und Galerien zu finden: Ein Porzellan- und ein Silbermuseum, die Galerie der Moderne mit Bildern des Klassizismus und Neoklassizismus, ein Kutschenmuseum sowie eine Kostümgalerie und die Königlichen Apartments der Herzöge von Aosta. Nach dem Palazzo Pitti sollte man auf jeden Fall einen Streifzug durch den Stadtteil Oltrarno unternehmen. Das Künstlerviertel ist der Sitz vieler Kunsthandwerker, die in kleinen Geschäfte und Galerien ihre eigenen Kreationen zeigen. Vom handgeschöpften Papier über maßgefertigte Schuhe ist hier vieles zu finden. Am Abend lohnt ein Besuch der Piazza Santo Spirito, einer der gemütlichsten Stadträume. Im Sommer gibt es hier Openair –Events, Konzerte und Theateraufführungen. In den Restaurants und Bars lassen es sich Touristen und Florentiner gutgehen.

Spaziergänge

Es macht Spaß sich einfach durch die Gassen von Florenz treiben zu lassen. Ein Spaziergang hat uns ganz besonders gefallen:

Von der Piazza della Repubblica mit dem Triumphbogen Arcone  geht es in Richtung Osten. Auf der Via Pietrapiana verlässt man langsam das Zentrum. Wer Lust zum Stöbern hat, besucht  den Trödelmarkt auf der Piazza dei Ciompi. An den Ständen finden sich Antiquitäten, Bücher, Comics, Drucke, alte Fotografien, Puppen und sonstiger Krims Krams. Ein Perfekter Stop für ein kleines Mittagessen ist die alte Markthalle des Mercato di Sant’Ambrogio. Weiter geht der Weg auf die Borgo la Croce, mit vielen kleinen Geschäften und hübschen Gassen. Schließlich endet der Weg an der Piazza Beccaria mit dem alten Stadttor. Auf dem Platz gibt es die winzige Konditorei Dolci e Dolcezze, mit verführerischen Leckereien.

Visasvis beginnt die Via Gioberti, eine Einkaufsstraße mit Boutiquen, Buchhandlungen bis hin zum Bäcker, Schlachter und Fischhändler. Dazwischen viele Bars, Trattorien und einige sehr gute Enotheken wie z. B. die Enoteca Bonatti.

Florenz kurios

Wer die Augen aufmacht, dem fallen sofort die besonderen Straßenschilder auf. Der französische Künstler Clet Abraham gestaltet Verkehrszeichen auf eine ganz besondere Art. Der Balkenklau ist wohl das berühmteste Motiv. Aber es gibt noch unzählige mehr, wie z.B. der gekreuzigte Jesus am Sackgassen-T. Die Schilder sind jetzt auch in Rom, Mailand, Bolonga, Turin, London, Paris, im schwedischen Enköping und am Berliner Gendarmenmarkt sowie im oberbayerischen Perach zu bewundern. Sein Fanshop in Florenz, war bei uns um die Ecke. https://www.facebook.com/pages/CLET/108974755823172?sk=photos

Egal ob man Kunstliebhaber ist oder nicht, Florenz ist eine der schönsten Orte Italiens und auf jeden Fall eine Reise wert. Die Stadt an den Ufern des Arno und den Vorhügeln des Appenins überzeugt nicht nur als Gesamtkunstwerk, sondern auch mit romantischen Gassen und Straßen und den kleinen typisch toskanischen Restaurants, Bars und Eiscafés. Wer wie wir einen Strandurlaub dranhängt, verlebt sicherlich eine perfekte Zeit.

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